Verfasst von: markusgaertner | Januar 5, 2010

Perfektes „V“

Chinas Immobilienmarkt

in Gefahrenzone                                   

Vancouver  6. Januar 2010

Wenn es ein perfektes V in dem viel beschworenen konjunkturellen Erholungs-Szenario gibt, dann hat es Chinas Immobilienmarkt gerade geformt. Der „NDRC 70 City Property Price Index der Nationalen Entwicklungs-

und Reformkommission hat nach herbem Absturz von Januar 2008 bis Anfang 2009 eine zehn Monate währende Aufholjagd hingelegt, die es in sich hat. Auch der China CSI Real Estate Stock Index, der die Performance der börsennotierten chinesischen Immobilienfirmen abbildet, hat so eine scharfe Kehrtwende geschafft (siehe Grafik).

Doch das ist nicht die News. Die eigentliche Nachricht steckt im Vergleich der beiden Kurven. Der CSI-Index hat in der Vergangenheit nach scharfer Beobachtung des chinesischen Finanzblogs Maoxian sozusagen die Kurve vor dem Index der Reformkommission gekriegt. Und ab Juli hat er eine scharfe Korrektur durchlebt. Davon hat er zwar schon die Hälfte wieder gutgemacht. Doch der nachziehende NDRC-Index muss die Tauchfahrt noch nachholen, was auf kräftig sinkende Immobilienpreise hinweisen könnte.

Diese Erwartung fällt mit den Warnungen der chinesischen Führung in den vergangenen Wochen zusammen. Ministerpräsident Wen Jiabao hat am 27. Dezember zu Protokoll gegeben, „die Immobilienpreise sind zu schnell gestiegen“. Jetzt verschärft die Führungsriege in Peking Vergabekriterien für Hypotheken, nimmt Entwicklern ungenutztes („Spekulations“)-Land wieder ab und gewährt eine steuerliche Freistellung für selbst genutzte Wohnungen erst ab 5 Jahren. Bisher waren es zwei Jahre.

Der Markt ist heißgelaufen. Und bei einem Anteil des Immobiliensektors von über 10% am BIP läuten die Alarmglocken. Im November sind die Preise in 70 großen chinesischen Städten um 5,7% gestiegen. Im Pekinger Innenstadt-Distrikt Chaoyang kosten hochwertige Apartments jetzt so viel, wie Durchschnittsverdiener in Chinas Hauptstadt in 80 Jahren verdienen.

Konsumentenkredite, zu denen die Hypotheken gerechnet werden, haben im Jahresverlauf 2009 bis einschließlich November um 43% zugenommen. Zum Vergleich: Bankenkredite an den Immobiliensektor entsprechen in China jetzt 40% des BIP. In Japan während der Bubble-Phase der 80er Jahre erreichte dieser Wert in der Spitze 50%.

Jetzt mehren sich verständlicherweise die Warnungen vor einem Platzen der gigantischen Spekulationsblase. Sie entspringt der politisch gewollten Kreditexpansion der Staatsbanken ebenso wie dem Mangel der Chinesen an Anlage-Alternativen und dem Imagewert einer eigenen Wohnung.

Unter dem Titel „Popular Delusions“ warnt die Societe Generale daher im jüngsten „Global Strategy“-Papier ihre Kunden vor einer „lauernden Finanzkrise“, die eine gute Chance zum Einstieg in eine langfristig weiterhin attraktive China-Spekulation sein soll.

Also: Ärmel hoch, Augen zu, glattstellen, Geduld einschalten, warten …..


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