Verfasst von: markusgaertner | Juni 6, 2010

Der erste Schuss im Finanzweltkrieg

Beim G20-Treffen in Busan endete die Solidarität – jetzt droht ein verheerender Abwertungswettlauf

Vancouver, 7. Juni 2010

Die Obama-Administration will bis 2015 die Exporte verdoppeln. Helfen soll ihr ein schwacher US-Dollar. Doch dem macht der noch schwächere Euro einen Strich durch die Rechnung. Am Sonntag abend plumpste der Euro unter 1,19 zum US Dollar. Damit tritt die Welt in einen Abwertungswettlauf

ein, in dem die USA zunächst als der große Verlierer dastehen, etwas, das Washington nicht lange hinnehmen wird.

Denn auch die von Amerika geforderte Aufwertung des chinesischen Renminbi bleibt vorerst aus. Weil Europa schwach ist und die Abwertung des Euro gegen dem Renminbi um 16% seit Jahresbeginn die chinesischen Exporte auf den größten Auslandsmarkt der Chinesen ausbremst, wie Peking sagt.

In Busan konnten sich am Wochenende die Finanzminister und Notenbanker der G20 – die zusammen 85% des globalen BIP erwirtschaften – auf keine gemeinsame Vorgehensweise gegen die drohende zweite Phase der weltweiten Krise einigen.

Die umstrittene Bankensteuer kommt nicht, wegen des Widerstands von Kanada, Brasilien und China. Eine gemeinsame Fiskalpolitik oder Anschubprogramme wird es auch nicht geben.

Denn die USA forderten von Europa eine Stimulierung der Nachfrage, während die Europäer nach dem Griechenland-Debakel das Sparen zur obersten Priorität erkoren haben. Eine Einigung gab es auch hier nicht.

Im Gegenteil: Jetzt geht jeder in der G20 seinen eigenen Weg.

Ein gefundenes Fressen für Großspekulanten, die nun kräftige Nischen in den Devisenmarkt und in die Bondmärkte schlagen können.

„Länder mit ernsten fiskalischen Herausforderungen müssen die Haushaltskonsolidierung beschleunigen“, heißt der Kernsatz des Kommuniques von Busan. Im Klartext: Die Europäer haben die USA voll abblitzen lassen.

„Eine stärkere Inlandsnachfrage in Japan und der EU wird jetzt gebraucht“, hatte US-Finanzminister Timothy Geithner vor dem Treffen verlangt. „Haushaltskonsolidierung ist 1. Priorität“, hatte die französische Finanzministerin Christine Lagarde dagegen gehalten.

Im Klartext: Die US-Delegation fährt mit leeren Händen vom G20-Treffen heim und sie weiß: Der steigende Dollar vermasselt den USA die erhoffte Exportverdoppelung. Und die Weigerung der Europäer, den Konsum auf dem Alten Kontinent anzufachen, befördert die US-Ausfuhren auch nicht.

Damit stecken die USA im Schacht und müssen einen anderen Weg finden.

Dass sie tatenlos zusehen, wie sich die europäische Industrie mit Hilfe des billigen Euros über Wasser hält – während China nicht aufwertet – ist kaum zu erwarten.

Starke Worte, dann Taten, werden folgen.

Ein Konflikt ist vorprogrammiert. Und das zu einer Zeit, in der Zusammenrücken bitter nötig wäre.

Die Fronten haben sich bereits am Wochenende verhärtet. Auf US-Seite sprang – kaum überraschend – IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn ein und warnte, Haushaltsein-sparungen der reichen Länder (gemeint ist Europa) könnten dem globalen Wachstum in den kommenden zwei Jahren schaden.

Auf EU-Seite sprang EZB-Präsident Jean-Claude Trichet in die Bresche und versicherte, die Wirkung kleinerer Budgetdefizite „auf das Wachstum kann nicht negativ sein, weil sie das Vertrauen (der Konsumenten) verbessert“.

„Die kurze Ära der Koordination in der G20 ist vorbei“, fasste die kanadische Zeitung Vancouver Sun am Sonntag abend zutreffend die Lage zusammen.

Das verheißt Schlimmes.

Denn in einem Abwertungswettlauf der Währungen gibt es am Ende keine Gewinner. Im Gegenteil: Das Fundament der ohnehin kräftig angeschlagenen Papierwährungen wird im Verlauf weiter ausgehöhlt.

Und die Kapitalmärkte, die einen Schuss Sicherheit und Vertrauen im Augenblick ganz gut brauchen könnten, müssen nun neue Kapriolen fürchten.

Der Euro wird nicht die einzige Währung sein, die Purzelbäume schlägt. Den Aktien-märkten steht ein Test des alten Tiefs bevor, weil das Problem nun immer mehr politischer Natur ist, während sich die strukturellen Schieflagen, die uns die Krise eingebrockt haben, weiter verschärfen.

Und noch etwas.

Nicht nur die G20-Kooperation ist nun dahin.

Auch innerhalb der Schulden-Krisenzone EU gibt es den bekannten Streit, zum Beispiel zwischen Berlin und Paris. Und in den EU-Mitgliedern selbst wächst die Zahl der schwachen Regierungen und Koalitionen, deren Halbwertszeit und Rückgrat fraglich ist. Vor allem, wenn es im Sommer und Herbst überall zu größeren Konfrontationen mit Gewerkschaften und Lobbygruppen über die Einsparungen kommt.

Hier braut sich ein Desaster zusammen und ein Finanzweltkrieg zwischen den USA, China und Europa ist in Reichweite.


Antworten

  1. Ein bärenstarker Artikel !

    Sarkozy ist heute in Berlin erschienen mit den Worten, daß jetzt nur noch ein gemeinsamer (französischer..) Brüsseler Wirtschafts- und Finanzminister hilft.
    Sarkozy fürchtet die Wut der Massen in Paris.
    Und Merkel versucht sich in der Quadratur des Kreises: Fortsetzung der EU und politisch nicht untergehen. Dieser Spagat wird nicht klappen !

  2. Die unkoordinierte Vorgehensweise spielt vielen Politikern in die Hände, die weiterhin auf mit Schulden erkauftes Wachstum bauen um schmerzhafte Reformen und damit Machtverlust zu umgehen.

    Traurig ist insbesondere dass die USA weiterhin Wachstum höher bewerten als vernünftigen Haushalt. Diese Politik geht letzten Endes wieder auf die Kosten aller Bürger und zugunsten der Finanzwelt. Es gilt die westliche Politik von Subventionsdschungel und Klientelpolitik zu befreien und eine leistungsfördernde und gerechte Politik umzusetzen, die nicht weiter Schulden aufbaut und unser aller Geld zerstört.

  3. Ich denke, da braut sich nicht nur ein Finanzweltkrieg zusammen sondern etwas, was weit darüber hinausgeht.
    Mit der letzten Phase des Kollapses des parasitären Finanzsystems werden die nunmehr noch gegseitig um Vorherrschaft buhlenden patriarchalen Netzwerke ihre ökonomische Basis verlieren-und zwar alle.

    Alles wird sich zu seinen Wurzeln hin auflösen,
    das heißt die Maske der Natur der Patriarchen, und der von ihnen für ihr zwecke erfundene emotionale Netzwerkkit, -ihre Matcho-Religionen und Matcho- Ideologien- mit denen sie die Völker für ihre Intentionen in´ihrer Emotionalität und Gläubigkeit manipulieren, wird aufgegeben werden.
    Sie werden das sich in ihnen spiegelnde Gier-, Gewaltelement der Natur und Meschen-
    verachtung freien Lauf lassen, nicht sehen/denken/fühlen wollend, das sie nur alle gemeinsam uns und sich hätten retten können,da sie sich der Liebe, dem Fieden und dem Leben ÖFFNENDE Spieglelungs-Element der Natur/Schöpfung, dessen Teil sie auch sind, — verweigern und es verleugnen, genau so, wie die nationalen Sozialisten es taten und die Stalinisten.

    Ich denke ,wenn sie übereingekommen wären -als -ersten Schritt- , das Finanzsystem zu reformieren mit, ich denke mit einem Trennbankensystem- und absolutem Spekulationsverbot, hätten sich die Patriarchalnetzwerker nicht viel vergeben und für sich selbst ALLES gewinnen können.

    So aber werden wir,hineingerissen in den Strudel des Unterganges, Auslöser der nächste Bankenchrash und Vorwand- so denke ich-die iranische Atompolitik und dann gehts los.
    Es sollen ja schon Kriegsschiffe vor der iranischen Küste zusammengezogen werden.

    Das ganze ist absolut sinnlos und kein Gott, auch nciht der Gott, den die Matchos nach ihrem Bild gedeichselt haben will dies.

    Gott(-ES-) die Schöpfungskraft, díe mit Sicherheit kein Mann ist , bewahre uns vor dem kommenden Leid!!

    Das Zeitalter des Friedens und der Teilnahme der Menschen an und in der Schöpfung neigt sich seinem Ende.

  4. Ach Gott ist kein Mann? Wirklich? Ist er ne Frau? Als ob Frauen es besser machen würden. Als die Merkel an die Macht kam da hatte ich die Hoffnung.
    Ja, so wie es aussieht ist die Welt am zerbrechen.l
    Guter Artikel.

  5. Nachtrag:
    Der Deutschlandfunk brachte die Nachricht von Sarkozy, der auf dem Weg nach Berlin war (er war noch nicht dort…)(mein Fehler).
    Merkel muß ihn quasi vor der Tür rausgeschmissen haben. Es ist noch nicht klar, ob er schon in Berlin war oder auf dem Weg in Flieger, als er obiges sagte.
    Jedenfalls ist die „Achse“ des Euro damit gestorben.
    Es brennt gewaltig, die Brüsseler Aktivisten schwitzen vor Unfähigkeit.

  6. Es ist einfach zu groß, um sich die konkreten Auswirkungen vorstellen zu können.

    Die meisten denken: irgendwie schaffen die das noch, sie setzen ja tagtäglich sämtliche Verfassungen außer Kraft und keiner regt sich.

    In Italien brennt auch die Luft, die Menschen leben von 600 – 1000 Euro bei höheren Mieten als bei uns, ohne Kindergeld, Wohngeld etc.
    Die haben die Nase voll von EU und Politikern.

    Wie lange bleibt uns der Frieden noch erhalten?


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